Historische Verbindungen
Es bestehen tiefe, langjährige Verbindungen zwischen Wales und Kanada, da über die letzten Jahrhunderte hinweg zahlreiche Waliserinnen und Waliser nach Kanada auswanderten, um neue Chancen zu suchen. Heute geben etwa 450.000 Kanadierinnen und Kanadier an, walisische Wurzeln zu haben, und in Städten wie Calgary, Manitoba und Ottawa gibt es aktive walisische Gesellschaften.
Bedeutende walisische Persönlichkeiten finden sich in der gesamten kanadischen Geschichte. Dafydd ap Thomas, 1770 in Radnorshire geboren, war Kartograf und Landvermesser. Er verbrachte viele Jahre damit, über vier Millionen Quadratmeilen kanadisches Gebiet zu kartieren. Er war der erste Westler, dem es gelang, den Columbia River von seiner Quelle bis zum Pazifik zu befahren. Außerdem zeichnete er die Grenze zwischen Kanada und den USA – seine Karten bilden bis heute die Grundlage für den Grenzverlauf zwischen beiden Ländern.
Und es gibt noch mehr. Der Künstler Robert Harris, berühmt für sein Porträt von Kanadas erstem Premierminister Sir John MacDonald, wurde 1849 im Conwy-Tal geboren. In jüngerer Zeit wurde der kanadische Astronaut Dafydd Rhys Williams 1998 der erste Mensch, der im Weltall Walisisch sprach.
Walisische Siedler in Kanada haben auch einige Ortsnamen mitgebracht, darunter ein Bala in Ontario, ein Caernarfon in Alberta und zwei kanadische Cardiffs.

In Westwales hat das Hotel Albion Aberteifi ebenfalls eine historische Verbindung zu Kanada. Am 11. April 1819 segelte ein Schiff mit 27 Familien aus der Umgebung von Cardigan in ein neues Leben nach New Brunswick, Kanada. Etwa 150 Menschen erhielten sogenannte „tickets-of-location“ für Waldgebiete zwischen Madam Keswick und Nashwaak, wo sie das gründeten, was als die erste walisische Siedlung in Kanada gilt.
Kanada beherbergt auch das, was als die einzige walisische Halle in ganz Nordamerika angesehen wird. Die Cambrian Hall öffnete offiziell am 1. September 1929 ihre Türen und wurde während der Weltwirtschaftskrise und des Zweiten Weltkriegs zum willkommenen Zuhause der Vancouver Welsh Society. Die Halle ist Austragungsort typischer walisischer Kulturveranstaltungen und wurde in den 1980er Jahren in das Vancouver Heritage Register aufgenommen.
In den frühen 1970er-Jahren beauftragte die kanadische Regierung die Walisischsprecherin Glenys James damit, mündliche Zeitzeugenberichte von in Kanada lebenden Walisern oder Menschen walisischer Herkunft aufzuzeichnen. Die Glenys-James-Sammlung, die im Rahmen der People's Collection Wales entstanden ist, enthält Geschichten von Familien, die direkt aus Wales nach Kanada gereist waren, aber auch von Tausenden Walisern, die ursprünglich nach Patagonien ausgewandert waren und Anfang des 20. Jahrhunderts nach Kanada weiterzogen. Viele von ihnen verließen Patagonien wegen der schwierigen Lebensbedingungen und in der Hoffnung auf ein besseres Leben weiter nördlich.
Der untenstehende Film erklärt, wie die Nationalbibliothek von Wales an der Archivierung und Zugänglichmachung der originalen Glenys-James-Sammlung gearbeitet hat, die 2012 vom Geschichtsmuseum Kanadas nach Wales geschickt wurde.
Kulturelle Verbindungen
Angesichts der gemeinsamen Geschichte von Wales und Kanada ist es kaum verwunderlich, dass beide Länder auch starke kulturelle Verbindungen pflegen. Im Jahr 2022 fand unter dem Titel „Wales in Canada“ eine Reihe von Veranstaltungen und Initiativen statt, die das Beste der walisischen Gesellschaft unseren Freunden jenseits des Atlantiks näherbringen sollten. Innerhalb von zwölf Monaten fanden 70 Aktivitäten in ganz Kanada statt. Dazu gehörte die Präsentation walisischer Musik, unter anderem durch Auftritte von Bands wie Seazoo und Adwaith beim BreakOut West Festival in Calgary, sowie die Unterstützung der Tournee des nordamerikanischen walisischen Chors in Alberta. Über 2.000 Kanadierinnen und Kanadier unternahmen beim Doors Open Ottawa-Event zudem eine virtuelle Reise nach Wales, indem sie VR-Headsets aufsetzten.
Im Jahr 2023 erwiderte Kanada die Geste mit dem einjährigen Projekt „Canada Goes Cymru“. In Zusammenarbeit mit Wales Arts International brachte die kanadische Hochkommission das Beste aus der kanadischen Bühnen- und Filmkunst zu walisischen Veranstaltungen und Kulturorten wie Focus Wales, dem Hay Festival, dem Urdd Eisteddfod und dem Chapter Arts Centre.


Auf dem Eis
Das Eishockeyteam Cardiff Devils hat seit 1986 seinen Sitz in der walisischen Hauptstadt und pflegt von Anfang an enge Verbindungen zu Kanada. Gegründet wurde das Team vom in Ontario geborenen Eishockeyspieler John Lawless, heute befindet es sich im Besitz eines Konsortiums mit Sitz in Calgary und besteht aus zahlreichen Spielern aus ganz Kanada. Die Mannschaft hat im Laufe der Jahre viele Trophäen gewonnen und zieht bei ihren Spielen in Cardiff regelmäßig rund 3.000 Zuschauer an.
Rugby-Rivalen
Wales und Kanada begegnen sich auch relativ häufig auf dem Rugbyfeld. Die walisische Herrenmannschaft hat bisher 16 Mal gegen Kanada gespielt und dabei alle bis auf eine Partie gewonnen. Kanadas einziger Sieg fand am 10. November 1993 statt, als sie Wales in einem spannenden Spiel im Cardiff Arms Park mit 26 zu 24 Punkten schlugen.
Die kanadische Frauen-Rugbymannschaft hat sich etwas besser geschlagen als ihre männlichen Kollegen: In 13 Begegnungen mit dem walisischen Frauenteam konnten sie zwei Siege und zwei Unentschieden verzeichnen.
Fußballstars
Rhian Wilkinson, Cheftrainerin der walisischen Frauenfußballnationalmannschaft, hat enge familiäre Verbindungen nach Cowbridge im Süden von Wales. Als Erwachsene kehrte Rhian nach Wales zurück, um als Trainerin zu arbeiten und die Verbindung zu Ort, Menschen und Sprache wiederherzustellen. Vom Erlernen der walisischen Sprache bis hin zur Führung des Nationalteams zu seinem ersten großen Turnier – sie baut etwas auf, das Bestand haben wird.
Und dann wäre da natürlich noch die kleine Angelegenheit Wrexham AFC – einer der ältesten Fußballvereine der Welt, mitbesessen vom kanadischen Star Ryan Reynolds. Zusammen mit dem Schauspielkollegen Rob McElhenney kaufte Reynolds den angeschlagenen Verein aus Nordwales im Jahr 2020. Seitdem hat das Team sowohl auf als auch neben dem Platz großen Erfolg erlebt. Wrexham stieg 2023 von der National League in die League Two auf, erreichte 2024 die League One und sicherte sich 2025 den Aufstieg in die Championship. Die TV-Dokumentarserie über ihre Erfolge, Welcome to Wrexham, wurde weltweit ein großer Publikumserfolg.
Geschäfte machen
Die Verbindungen zwischen Wales und Kanada beruhen auf bürgerschaftlichem Engagement. Im Jahr 2020 wurde eine Absichtserklärung zwischen Wales und Québec unterzeichnet, mit dem Ziel, die Beziehungen Québecs zu Wales zu stärken. Diese Erklärung verpflichtet beide Seiten zur gemeinsamen Teilnahme an Aktivitäten in den Bereichen Wirtschaft, Innovation, Kultur und Bildung, mit dem Ziel, den Handel durch verbesserten Marktzugang, Lieferketten und wachstumsfördernde Initiativen sowie Investitionsmöglichkeiten auszubauen.
Im Jahr bis September 2021 war Kanada der zehntgrößte Exportmarkt für Wales und machte rund 2,2 % der walisischen Güterexporte aus. Gleichzeitig war Kanada der 14.-größte Importmarkt, wobei etwa 2,1 % der walisischen Güterimporte aus Kanada stammten.
Eine der bekanntesten Hautpflegemarken aus Wales wird übrigens von einer Kanadierin geführt. Farmers’ berühmter Lavendel begann als spontane Idee der aus Toronto stammenden Nancy Durham – heute ist er eine der erfolgreichsten und duftendsten Marken des Landes.
Ein weiterer bemerkenswerter walisischer Unternehmer lebt ebenfalls in Kanada: Sir Terry Matthews. Gebürtig aus Newport, Gwent, zog Matthews in den 1960er Jahren nach Kanada und gründete dort die äußerst erfolgreichen Telekommunikationsunternehmen Mitel und Newbridge Networks mit. Später gründete er Wesley Clover, eine private Investmentfirma mit Sitz in Ottawa, die weltweit Tech-Startups unterstützt. Matthews gilt als der erfolgreichste Unternehmer in der Geschichte von Wales und ist zudem Eigentümer des Celtic Manor Resort, in dem der Ryder Cup 2010 und der NATO-Gipfel 2014 stattfanden.
