Toffee-Herstellung, Fackelprozessionen und Plygain-Gesang an Heiligabend und Weihnachtsmorgen

Im 18. und 19. Jahrhunderts verließen walisische Kirchgänger am Weihnachtsmorgen um 3 Uhr morgens ihre Häuser bei Fackel- oder Kerzenschein, um zum Plygain zu gehen, einem Liedgottesdienst, der von Soli, Gruppen und Chören a capella gesungen wurde. Es wird angenommen, dass das Wort plygain von plygu stammt, was falten oder beugen bedeutet, wie z.B. zum Gebet niederknien, oder von einer Verbindung mit dem lateinischen Wort pullicantio, was das Gebet bezeichnet, wenn der Hahn im Morgengrauen kräht.

Plygain-Kirchgänger waren oft den ganzen Weihnachtsabend oder Noson Gyflaith (Toffee-Nacht), wie sie in einigen Gegenden genannt wurde, wach geblieben. Am Feuer wurden Toffee-Tafeln gebacken, während Spiele gespielt und Märchen erzählt wurden. Noson Gyflaith war auch die Nacht, in der die Häuser mit Stechpalmen und Misteln geschmückt wurden, bevor die Prozession zur Kirche vor der Morgendämmerung begann.

Toffee-Herstellung an Weihnachten

Diese Prozessionen sind in Geschichtsbüchern von Laugharne über Dolgellau bis Llanfair Dyffryn Clwyd festgehalten, wobei die Beleuchtung ein wesentlicher Bestandteil der Feierlichkeiten ist (wie sie auch bei so vielen Lichterfesten auf der ganzen Welt ist). Auch der Pfarrer der Kirche wurde oft von diesem Fackelzug begleitet, und der Gottesdienstes wurde von lauten Kuhhörnern eröffnet.

Es wird vermutet, dass die damalige Popularität der Plygains auf den aufkommenden walisischen Liedgesang zurückzuführen war, nachdem die walisische Bibel in großen Mengen verbreitet worden war. Einige Kirchen haben die heutige Tradition mit Gottesdiensten in St. Davids und in ganz Nordwales wiederbelebt. Heutzutage werden jedoch viele vor Weihnachten abgehalten, und zum Glück nicht mitten in der Nacht.

Außenfassade einer weißgetünchten Kirche.
Kircheninneres mit Bögen, mit Wandmalerien und einer Holzdecke.
St Teilo's Church, St Fagans veranstaltet Plygain-Gottesdienste

Walisisches Winterschwimmen

Die meisten Menschen verbringen Weihnachten und den zweiten Weihnachtstag in Ruhe oder Erholung, aber auch Hunderte von walisischen Wasserratten stürzen sich in die Wellen. Porthcawl ist seit über 50 Jahren Austragungsort eines Schwimmens am Weihnachtsmorgen, während am Boxing Day am Nordstrand von Tenby und in Cefn Sidan in Pembrey Zähne klappern und Arme und Beine zittern. Abersoch, Barry Island, Whitesands, Morfa Nefyn und Saundersfoot organisieren auch Schwimmveranstaltungen, allerdings am Neujahrstag. Die meisten Veranstaltungen im ganzen Land sammeln Geld für wohltätige Zwecke. Wer sich nicht unter die kreischenden Leute in den winterlichen Wellen mischen will, kann diese auch gerne vom sicheren Strand aus anfeuern.

 

Leute in weihnachtlichen Kostümen springen aus dem Meer in die Luft.
Tenby Boxing Day swim

Der Mari-Lwyd-Brauch

Das Schauspiel einer Mari-Lwyd-Parade in der Stadt ist eine alte südwalesische Tradition, die in den letzten Jahren wiederbelebt wurde und die Sie wahrscheinlich nicht vergessen werden. Die Mari selbst ist ein Pferdeschädel, der von einer unter einem Umhang versteckten Person auf einer langen Stange getragen und von einer Gruppe von Begleitern durch den Ort geführt wird. Traditionell klopfte diese Gruppe zwischen dem Weihnachtstag und der Zwölften Nacht in ihrem Dorf an die Türen um den Bewohnern gereimte Gedichte namens pwnco vorzutragen. Für ihre Mühen gab es Essen und Bier. Heutzutage sieht man die oft außergewöhnlich geschmückten Maris auch bei lokalen Festivals von Dezember bis Januar.

Die Tradition der Mari Lwyd - BBC Cymru

Nos Galan Straßenrennen

Fast 2.000 Läufer finden sich am Nachmittag des Silvesterabends in der Stadt Mountain Ash in den walisischen Tälern ein. Sie sind dort, um Guto Nyth Brân zu gedenken, einem Läufer, der Anfang des 18. Jahrhunderts im Dorf Llwyncelyn lebte. Der Legende nach war er so schnell, dass er nach Pontypridd und zurück rennen konnte – eine Strecke von gut elf Kilometer –, bevor der Kessel seiner Mutter zum Kochen gebracht wurde.

Die Nos Galan Road Races, die 1958 vom örtlichen Läufer Bernard Baldwin gegründet wurden, beginnen mit einem Gottesdienst in Llanwynno, bei dem ein Kranz auf Brâns Grab gelegt und eine Fackel angezündet wurde. Der walisische olympische Hürdenläufer Colin Jackson und der walisische Rugby-Kapitän Sam Warburton waren bei dieser Zeremonie in den letzten Jahren anwesend. Die Fackel wird dann in die Stadt gebracht und es finden Wettbewerbe für Erwachsene und Kinder statt. Früher endeten die Rennen um Mitternacht, um das neue Jahr willkommen zu heißen. Heutzutage endet die Veranstaltung zu einer familienfreundlicheren Uhrzeit, um 21:30 Uhr.

Nachtaufnahme von drei Männern, die mit einem Kranz und Fackeln an einem Grab kauern.
Statue eines rennenden Mannes (Guto Nyth Brân) mit bunten Lichterketten im Hintergrund.
Läufer in einem Rennen.
Die Nos Galan Road Races

Neujahrsfest

In den Tälern von Südwales und in Monmouthshire war Calennig ein Neujahrsfest für Kinder. Sie gingen von Tür zu Tür und sangen oder sagten Reime auf, wofür sie Brot und Käse, Süßigkeiten oder Geld bekamen. Sie trugen einen Apfel oder eine Orange auf drei Stöcken, besetzt mit Nüssen, Hafer, Kräutern und immergrünen Blättern. Diese eigenartig aussehenden Gegenstände galten als Glücksbringer; Infolgedessen wurden sie auch oft in Fenster von Häusern gesteckt oder als Glücksgeschenke verteilt.

Eine Mari Lwyd Gruppe mit Zuschauern.
Gruppe von Maris beim Chepstow Mari Lwyd Umzug

Hen Galan-Feierlichkeiten

Die Einwohner des Gwaun-Tals in Nordpembrokeshire feiern noch immer das Neujahr des Julianischen Kalenders, ein Kalender, der 1752 in Großbritannien abgeschafft wurde (daher Hen Galan: der alte erste Tag). Die Feierlichkeiten wurden mit selbstgebrautem Bier und gegenseitigen Besuchen in den Häusern von Nachbarn und Freunden begangen. Heute gehört immer noch ein Festmahl dazu, das dem traditionellen Weihnachtsessen in nichts nachsteht, und ein Ausflug zur örtlichen Pub-Institution The Dyffryn Arms, die als Bessie's bekannt ist, um den Durst zu stillen.

Bei all diesen Feierlichkeiten kann man nicht anders als sich auf den walisischen Winter zu freuen. Trinken wir darauf.

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