Das Hören von Late-Night-Radio brachte mich zur Musik

Ich erinnere mich, wie ich DJs wie Steve Lamacq, Jo Whiley und John Peel hörte und einfach nur dachte: „Wow, das ist brillant.“ Es war ungefähr zu der Zeit, als die großartigen walisischen Bands Mitte der 90er ihren Durchbruch hatten. Wir hatten Catatonia, die Stereophonics und die Manic Street Preachers, Super Furry Animals, Feeder und andere große Acts direkt vor unserer Haustür.

Portraitaufnahme von Huw Stephens vor einem verschwommenen, lila beleuchteten Hintergrund
Huw Stephens

Alles war unglaublich aufregend

Ich war 15 und hatte eine Show bei Rookwood Sound, einem Krankenhaus-Radiosender in Cardiff, und spielte Platten von all diesen Bands. Zur gleichen Zeit brachte ich ein walisischsprachiges Fanmagazin namens Caws Heb Dost (Käse ohne Toast) heraus. Fragt mich nicht, warum ich es so genannt habe!

Es fühlte sich an, als wäre ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Ich hatte schon immer ein Interesse an lokaler Musik und ich denke, das hätte sich auch so entwickelt, wenn ich woanders aufgewachsen wäre. Aber ich hatte nunmal das Glück, in einem Land geboren zu sein, das eine so reiche kreative Kultur und so viel Talent besitzt. Darin einzutauchen und darüber zu berichten ist der beste Job der Welt.

Huw Stephens fasst an seine Mütze, während er durch eine von Cardiffs viktorianischen Arkaden läuft
Huw Stephens sitzt mit Freunden vor Hard Lines Coffee
Huw Stephens trinkt Kaffee aus einer weißen Tasse auf dem Gelände von Cardiff Castle
Huw Stephens, Cardiff

Ich liebe es, in Cardiff aufzutreten

Ich bin sozusagen im Clwb Ifor Bach aufgewachsen – dem berühmten walisischsprachigen Club in der Womanby Street. Er war quasi mein zweites Zuhause, als ich 18 war und anfing, regelmäßig zu Gigs in der Stadt zu gehen. In diesen frühen Jahren habe ich Bands wie Coldplay und The Strokes gesehen. In jüngerer Zeit gab es einige erstaunliche Clwb-Nächte mit Stella Donnelly und Boy Azooga.

Ich habe aber auch einige unglaubliche Konzerte in den großen Veranstaltungsorten in Cardiff gesehen, wie in der Motorpoint Arena und der St David's Hall. Jeder dieser Veranstaltungsorte schwingt in meinen Erinnerungen mit. In der St David's Hall habe ich The Bootleg Beatles, Elvis Costello und Gorky's gesehen und wenn ich an der Motorpoint Arena vorbeigehe, erinnere ich mich an Auftritte von Blur, Oasis und The Prodigy – so viele tolle Nächte.

Huw Stephens blickt in die Kamera vor Cardiff Castle
Huw Stephens, Cardiff Castle

Der beste Gig, den ich je in Cardiff gesehen habe

Das war die walisische Band Gorky's Zygotic Mynci, unterstützt von Yo La Tengo in der St David's Hall im Jahr 2004. Es war das letzte Mal, dass ich Gorky's live spielen sah, kurz darauf haben sie sich aufgelöst.

Sŵn Festival

Das Sŵn Festival – der Name bedeutet „Klang“ – gründeten wir im Jahr 2007. Wir hatten das Gefühl, dass Cardiff und Wales so etwas brauchten. Es sollte diese warmherzige und unterstützende Musikszene der Stadt widerspiegeln und sie in Schwung halten. Doch das Festival war nicht bloß als eine große Feier dessen, was in Wales passiert, gedacht, sondern es sollten von Anfang an auch internationale Künstler auftreten und mitwirken.

Künstlerin auf der Bühne beim Sŵn Music Festival 2016
Publikum in der ersten Reihe beim Sŵn Music Festival
Sŵn Festival

Konzerte finden an verschiedenen Veranstaltungsorten in der ganzen Stadt statt

Man kann zwischen den Auftritten herumwandern und auf Dinge stoßen, die man vorher noch nie gesehen hat. Dieses Konzept begeistert die Zuschauer und hat Sŵn zu einem der beliebtesten Musikfestivals in Wales gemacht. Wir sind begeistert, dass es jetzt vom Clwb Ifor Bach geleitet wird und damit schließt sich für mich der Kreis. Ich bin mir sicher, dass sie sich gut um das Festival kümmern und ihm dazu verhelfen werden, in Zukunft noch größer und erfolgreicher zu werden.

Sŵn legt den Fokus auf die Live-Musik und es ist eine großartige Möglichkeit, um Leute von außerhalb für die Musikszene in Wales zu begeistern. Und es erinnert uns daran, dass wir Cardiffs lebendige Live-Musikszene nicht als selbstverständlich ansehen sollten, denn wir haben bereits sehen können, was wir zu verlieren riskieren, wenn wir unsere Veranstaltungsorte nicht unterstützen.

Sŵn legt den Fokus auf Live-Musik und es ist eine großartige Gelegenheit, Leute von außerhalb für die Musikszene in Wales zu begeistern.“

Walisischer Musikpreis

Wir haben den „Welsh Music Prize“ 2011 ins Leben gerufen, um die erstaunlichen Alben feiern zu können, die walisische Künstler herausgebracht haben. Wir hörten ja ständig so viele großartige Aufnahmen sowohl auf Englisch als auch auf Walisisch. Es ist eine weitere einmalige Chance alle zusammenzubringen und dabei über die beste neue walisische Musik sprechen zu können.

Bei meiner Arbeit stoße ich auf so viel Wohlwollen gegenüber der walisischen Musikszene und mit Veranstaltungen wie dem Welsh Music Prize und Sŵn können wir diese positive Stimmung in etwas Einzigartiges verwandeln.

Huw Stephens nimmt ein Selfie von Cardiff Castle aus auf, mit der Stadt im Hintergrund
Huw Stephens, Selfie mit der Stadt im Hintergrund

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